
Sie sind Marketingleiterin. Stellen Sie sich vor, ein Mitarbeiter mit wenig Marketingwissen fragt Sie:
Was haben wir denn mit Design zu tun?
Gute Frage. Einfache Antwort: Der Mensch ist ein Augentier! Wenn wir etwas bemerken, haben unsere Augen es schon lange gesehen. Sobald wir es gesehen haben, hat unser Hirn auch schon entschieden, ob wir es mögen oder nicht. Bevor wir noch den Teil des Hirnes einschalten können, mit dem wir bewusst denken. Nach dieser Vorentscheidung wollen wir eigentlich keine Änderung an unserem ersten Urteil mehr. Das wäre anstrengend und verunsichernd. Frei nach Konrad Adenauer gesagt, arbeitet unser Hirn ungefähr so: „Meine Meinung steht fest. Irritiere mich bitte nicht durch Tatsachen!“
Design brauchen wir also, um klarzumachen, wer wir sind. Wir signalisieren mit dem Design, was unser Produkt „kann“, was wir als Unternehmen können und weshalb man uns mögen könnte. Dieser berühmte „erste Eindruck“ wird fast nur vom Design bestimmt. Design brauchen wir also, um klarzumachen, wer wir sind. Um sichtbar zu sein. Und natürlich auch dafür, dass man uns leicht wieder-erkennt.
Wir haben ja gar kein physisches Produkt, was designen wir denn überhaupt?
Oh, wir gestalten fast alles! Unsere Kommunikation, von der Website bis zum Eingangsschild am Hauseingang. Unsere Dienstleistungen, vom Ablauf bis zum Kundenerlebnis. Unser Arbeitsumfeld, von den Büroräumen bis zu den Kaffeehäferln. Auch unsere „Aura“, denn jeder Mensch und jede Firma hat eine Ausstrahlung, die andere gut wahrnehmen können.
Probieren sie einmal aus, wie es Ihnen geht, wenn sie in ein vielleicht etwas veraltetes Amt gehen. Das gibt es. In manchen Ämtern wird ja noch weniger auf Design geachtet, Kafka lässt grüßen. Wir fühlen uns dann nicht besonders wohl und wir werden oft nur unzureichend geleitet. Man ist froh, wenn man wieder raus darf. Deshalb investieren wir in unserer Firma viel in das sogenannte „Service Design“. Das beschäftigt sich weniger mit den bunten Oberflächen, sondern mit dem Prozess, den unsere Kunden erleben. Ja, auch das ist Design.
Bringt das was?
Ja, das bringt viel. Fachorganisationen machen das seit Jahren mit vielen Untersuchungen und Publikationen klar. Das reicht vom British Design Council – eine Institution, die Design als Mittel zur Rettung des Planeten nutzt, bis zu den großen Unternehmensberatungsfirmen, die klar darauf hinweisen, dass der wirtschaftliche Nutzen von Design nachweisbar ist. So wurde bereits 2004 nachgewiesen, dass Unternehmen, die sich mit Design beschäftigen, an der Börse einfach besser performen als andere.
Ich finde unsere Firma ist gar nicht so stark designed, oder?
Doch, wir tun da viel – denn Design hilft immer, nicht nur dem Business! Wir tun nämlich im Design Vieles nicht für die glänzende Oberfläche und das BlingBling des Marketing. Sondern wir nutzen es als überlegten Beitrag zur Welt und zum alltäglichen Leben von Menschen. Viele glauben ja, Design ist nur etwas für Sonnenbrillen und teure Handtaschen. Das ist aber falsch. Design ist etwas für uns alle und kann das Leben erleichtern und netter machen.
Das Beste an der Beschäftigung mit Design ist für mich, dass wir Lieblosigkeit und Gedankenlosigkeit vermeiden. Wenn wir etwas gestalten, schalten wir Hirn und Herz ein. Wir machen uns Gedanken über Sinn, Nutzen und Schönheit – so wie ein Gärtner, der seinen Garten pflegt. Das finde ich gut.
Falls sie der Redaktion von #50Markenfragen selbst eine Frage vorschlagen wollen, bitte diese einfach hier in den Kommentar zu schreiben, danke!